In diesem Beitrag bieten wir Ihnen einen Überblick über Active Sourcing und dessen wichtigsten Kanäle und Maßnahmen. Dieser Artikel soll Ihnen jedoch auch Anregungen liefern, die Ihnen bei der Erstellung einer nachhaltigen Sourcing-Strategie behilflich sind.
Active Sourcing steht für alle Maßnahmen, mit denen Unternehmen qualifizierte Bewerber_innen proaktiv recherchieren und kontaktieren. Kurzfristig zielt Active Sourcing darauf ab, eine möglichst lückenlose Stellenneubesetzung zu garantieren. Langfristig dient Active Sourcing dazu, einen Talent-Pool aus geeigneten Kandidaten aufzubauen, auf den Unternehmen jederzeit zurückgreifen können.
Wer Active Sourcing verstehen möchte, muss den Unterschied zum klassischen Recruiting berücksichtigen.
Recruiting zeichnet sich durch einen Fokus auf standardisierte Stellenausschreibungen und Bewerbungsprozesse aus. Unternehmen nutzen interne Maßnahmen wie Personalgewinnung aus eigenen Personalbeständen oder externe Personalbeschaffung durch passive und aktive Methoden:
Erstellung einer Stellenanzeige, Veröffentlichung auf einer Jobplattform und Hoffen auf eingehende Bewerbungen. „Post & Pray“ (auf Deutsch „Schalten und Beten“) ist der klassische Weg des Recruitings.
Aktive Kandidate_innen-Suche über Recruiting-Veranstaltungen wie Jobmessen, Hochschulmarketing und Recruitment-Veranstaltungen sind bewährte Methoden des aktiven Recruitings. Die Digitalisierung macht jedoch auch nicht vor der Personalbeschaffung halt. Social Media Recruiting und eben Active Sourcing sind Praktiken, die sich in der jüngesten Vergangenheit durchgesetzt haben.
Active Sourcing, auf seinen Kern heruntergebrochen, zählt also zum aktiven Recruiting. Es ist eine proaktive Form der Personalbeschaffung und nutzt Kandidatenrecherche, aktive Kontaktaufnahme und den Aufbau eines Talentpools.
Unternehmen, die sich auf Digitalisierung einlassen und Active Sourcing zur Personalrecherche nutzen, können die Anforderungen eines agilen Arbeitsmarkts meistern und die eigene Marktposition stärken.
Active Sourcing ist ein proaktiver Rekrutierungsansatz, der folgende Vorteile bietet:
Wissen Sie bereits, wer Ihre Zielgruppe ist? Dann haben Sie bereits einen der wichtigsten Schritte für eine erfolgreiche Strategie gesetzt. Es gilt nun, ein Verständnis dafür zu bekommen, welche Kanäle geeignet sind, um genau die Kandidat_innen zu finden, die Ihren Anforderungen entsprechen. Folgende Kanäle bieten sich hierzu an:
Auf Portalen wie Xing oder LinkedIn lassen sich sowohl Stellen veröffentlichen als auch Kontakte knüpfen. Sie sind eine der wichtigsten Recruiting-Kanäle, da die Infrastruktur für langfristiges Netzwerken und Profile Mining ideal ist. Interessante und geeignete Talente, die über Karrierenetzwerke bereits auf der Suchen nach einer neuen Stelle sind, lassen sich auf diesem Wege entdecken und kontaktieren. Xing und LinkedIn bieten für die Talentsuche passende Recruiting-Tools – beispielsweise den Xing-Talentmanager – an, um Kontakte zu organisieren.
Im Gegensatz zu Karriereportalen ist ein direkter Kontakt zu Arbeitnehmern über Soziale Medien schwieriger, denn eine Anwerbung über Social Media könnte als lästig empfunden werden. Die öffentlichen Profile von Kandidat_innen sind jedoch gute Quellen für Profile Mining. Darüber hinaus können Sie Stellenausschreibungen ganz einfach auf Sozialen Netzwerken teilen und Bewerber_innen auf sich aufmerksam machen.
Folgende Social-Media Kanäle könnten auch für Ihre Zielgruppe(n) relevant für die Stellensuche sein:
Facebook als bedeutende Quelle für Active Sourcing erwiesen. Anfang 2018 hatte Facebook 2,23 Milliarden aktive Nutzer und war damit einer der beliebtesten Social-Media-Kanäle der Welt. Zweifellos wird es unter diesen Milliarden von Nutzern sowohl aktive als auch passive Kandidaten geben, die offen für Stellenangebote sind.
Twitter scheint eine ungewöhnliche Wahl für Active Sourcing zu sein. Es ist jedoch eine beliebte Plattform für potenzielle Kandidat_innen um Unternehmen und mögliche Stellenangebote näher unter die Lupe zu nehmen. Twitter-Nutzer durchsuchen Unternehmensprofile und untersuchen ihre Aktivitäten, Beiträge und ihr Engagement.
Unter Sourcern, die sich auf Kandidat_innen aus der technischen Entwicklung spezialisiert haben, ist GitHub eine oft unterschätzter sozialer Kanal für Kandidaten. GitHub ist eine Open-Source-Codierungsplattform, auf der Entwickler ihre besten Arbeiten zeigen und in Teams zu wichtigen Projekten beitragen. Profile sind öffentlich verfügbar und mit der Suchfunktion können Sie nach Codierungssprachen, Speicherort und Followern suchen.
Ein weiterer Treffpunkt für Entwickler. Stack Overflow ist eine Frage- und Antwortseite, die jedoch speziell für technische Themen entwickelt wurde. Wenn Sie häufig nach qualifizierten Entwicklern suchen, die über ausreichende Kenntnisse verfügen, um die Fragen der Community zu beantworten, kann die Rekrutierung von Stack Overflow eine gute Taktik in Ihrem Recruitingprozess sein.
Auf Meetup planen Einzelpersonen Meetups für soziale und berufliche Interessengruppen. Dieser Kanal kann eine großartige Plattform sein, um Ihr Netzwerk zu erweitern. Meetup funktioniert folgendermaßen: Organisatoren erstellen Gruppen, in denen Veranstaltungen stattfinden. In jeder Gruppe gibt es eine Chat-Funktion, in der Teilnehmer und Organisatoren Informationen über die Veranstaltung oder Kommentare zum Thema der Veranstaltung austauschen können.
Mitarbeiterempfehlungen zählen weiterhin zu den bedeutendsten Kanälen. Dies liegt daran, dass Mitarbeiter_innen nur Freunde, Bekannte oder ehemalige Kolleg_innen empfehlen, mit denen sie gerne zusammenarbeiten würden. Sie wissen, dass sie zu ihrem Arbeitgeber passen und für die Position geeignet sind. Und außerdem, wer wird seine eigene Karriere gefährden, um einen Blindgänger einzustellen?
Und Sie? Sie sparen sich Zeit und Geld, wenn Sie einen großartigen Kandidaten nicht suchen müssen, sondern Ihnen präsentiert wird!
Wenn Sie Active Sourcing in Ihrem Unternehmen implementieren möchten, stehen Ihnen folgenden Maßnahmen zur Verfügung:
Ein Großteil der mittelständischen Unternehmen setzt bei der Talentsuche auf den eigenen Talent-Pool. In Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels wird es daher immer bedeutender einen Talent-Pool als zentralen Kanal für die Personalbeschaffung aufzubauen. Referral Sourcing und Talent Networking spielen hier ebenfalls eine Rolle.
Talent-Mining ist eine der bedeutsamsten Disziplinen des Active Sourcings. Talent-Mining bezeichnet die gezielte Talentsuche, die nicht intuitiv, sondern systematisch über Suchmaschinen und Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn geeignete Kandidat_innen ermittelt. Hierzu kommen z.B. Keywordkombinationen und Boolesche Suchoperatoren strategisch zum Einsatz. Sourcer sollten sich zudem darauf fokussieren, erfolgreiche und geeignete Kanäle auf gesuchte Talentprofile abzustimmen. Basierend auf Praxiserfahrung und gewünschten Qualifikationen lassen sich Kanäle und Methoden beim Talent-Mining auch kombinieren. Der Erfolg liegt nicht in der Anzahl von Stellenausschreibungen oder Bewerber_innen, sondern in gezielter, effizienter Recherche.
Bestimmte erforderliche Fähigkeiten und Qualifikationen können leicht missverstanden werden, besonders wenn es um Positionen geht, die als Außenstehender schwer greifbar sind. Beim Profile Mining in Sozialen Medien, Karrierenetzwerken und Suchmaschinen kommt es darauf an, diese gründlich und allumfassend „abzuernten“. Beim Harvesting suchen Sourcer einzelne Karrierenetzwerke bzw. Kanäle umfassend nach Kandidat_innen mit benötigten Qualifikationen ab und organisieren diese für eine mögliche spätere Kontaktaufnahme.
Beim Profile Mining suchen Sourcer auf Karriereportalen gezielt nach passenden Karriereprofilen und Qualifikationen und organisieren diese für eine spätere Direktansprache. Online-Tools wie der Xing-Talentmanager können die Sortierung und Verwaltung von Profilen und die Kontaktierung von Talenten erleichtern.
Die Karriereseite ist eines der klassischen Tools für Active Sourcing und sollte wie eine ansprechende Visitenkarte funktionieren. Auf einer Karriereseite veröffentlichen Unternehmen Stellenausschreibungen, zeigen Einstiegsmöglichkeiten auf und bewerben Karrierepotentiale. Eine gepflegte Karriereseite bietet eine Übersicht der Mitarbeiter_innen, Unternehmensreferenzen, Zusatzleistungen und Weiterbildungschancen. Sie weckt bei Talenten bereits auf den ersten Blick Interesse und dient somit als erster Kontaktpunkt zu neuen Kandidat_innen.
Beim Referral Sourcing nutzen Sourcer die Netzwerke des eigenen Talentpools und suchen unter den Kontakten Ihrer Mitarbeiter_innen nach passenden Kandidat_innen. Ergänzend zum Referral Sourcing können auch Mitarbeiter_innen über „Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter“-Kampagnen angeregt werden, passende Talente aus dem eigenen Bekanntenkreis vorzuschlagen.
Während der Recherche bieten Suchmaschinen wie Google effiziente Ergebnisse, wenn Keywords und Boolesche Operatoren (AND, „+“, OR, NOT und „-“) für die Talentsuche genutzt werden.
Ein fester Bestandteil des Active Sourcing ist nicht nur die Analyse von Profilen, sondern auch von Lebensläufen und Qualifikationen, die auf Jobplattformen und in Curriculum-Vitae-Datenbanken bereitstehen.
Active Sourcing ist kein Ausbildungsberuf. Wer sich mit Active Sourcing näher beschäftigen möchte, muss dies praxisnah erlernen. Es erfordert eine proaktive Mentalität, die sich nicht nur an standardisierten Abläufen orientiert. Was besonders zu berücksichtigen ist:
Wie lautet die genaue Berufsbezeichnung? Welche Qualifikationen und Kenntnisse sollte der/die zukünftige Mitarbeiter_in haben? Definieren Sie Schlüsselwörter, die Sie verwenden können.
Für erfolgreiches Active Sourcing ist ein richtiges Gespür für die richtigen Kanäle wichtig. Der Fokus sollte auf Kanälen liegen, die zu gesuchten Kandidatenprofilen passen. Weiterbildungen und Schulungen rund um Personalmarketing können die digitale Kompetenz beim Active Sourcing optimieren.
Proaktive Kontaktaufnahme birgt die Gefahr, dass sich Kandidat_innen belästigt fühlen. Da aktive Talentsuche immer wichtiger wird, sehen sich qualifizierte Arbeitnehmer_innen mit immer mehr Anfragen konfrontiert. Seriöse, diskrete Kommunikation und eine gezielte Kontaktanfrage sind daher essentiell.
Durch bewusstes Employer Branding erkennen Talente auf den ersten Blick, ob eine Stelle zu ihnen passt. Effektiv ist Active Sourcing dann, wenn ein Unternehmen bereits als zuverlässige, verbindliche Arbeitgebermarke etabliert ist.
Bei aktiver Anwerbung gilt es, die Vorteile des eigenen Unternehmens so prägnant wie möglich zu kommunizieren. Alleinstellungsmerkmale sollten für Kandidat_innen sofort verständlich sein.
Optimieren Sie die firmeneigene Homepage. Verkürzen Sie Antwortzeiten. Je intuitiver der Bewerbungsprozess und nachvollziehbarer die Entscheidungsfindung ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass der/die Kandidat_in die Bewerbung abbricht.
Auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt führt kein Weg an Active Sourcing vorbei. Sei es als ergänzende Maßnahme im Recruiting oder als integrierter Bestandteil des Personalmanagements, mit Active Sourcing sichern sich Unternehmen gegen Personalfluktuationen ab und sichern sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil.
Die Vorteile von Active Sourcing definieren die Zukunft der Personalgewinnung:
1Social Recruiting und Active Sourcing – Ausgewählte Ergebnisse der Recruiting Trends 2020; Centre of Human Resources Information Systems, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, im Auftrag von Monster Worldwide Deutschland GmbH
2Social Recruiting und Active Sourcing Centre of Human Resources Information Systems, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, im Auftrag von Monster Worldwide Deutschland GmbH
WARUM NOCH LANGE WARTEN?